Berufsorientierung in der Sekundarstufe I
Konzept der Berufsorientierung an der Gesamtschule Much
Berufsorientierung in der Sekundarstufe I
Kein Abschluss ohne Anschluss – Übergang Schule- Beruf
„Kein Abschluss ohne Anschluss NRW“ ist ein gender- und migrationssensibles sowie inklusives System zur Berufs- und Studienorientierung, das ab dem Schuljahr 2016/2017 an allen allgemeinbildenden Schulen und an den Berufskollegs in NRW verpflichtend ab der Jahrgangsstufe 8 (Erlass vom 16.12.2015) umgesetzt wird.
Mit diesem Landesvorhaben sind verbindliche Standardelemente festgelegt worden, die einen systematischen Prozess der Berufs- und Studienorientierung ab der 8. Jahrgangsstufe bis hinein in eine Ausbildung oder ein Studium ermöglichen.
Am Ende der Schulzeit sollen alle Schülerinnen und Schüler in der Lage sein, eine individuell reflektierte Berufsperspektive zu entwickeln und sich bewusst und begründet für einen Bildungs- bzw. Ausbildungsweg zu entscheiden.
Die Berufsorientierung ist ein zentrales Thema, welches Schülerinnen und Schüler während ihres gesamten Schullebens begleitet. Die Gesamtschule Much bietet vielfältige Möglichkeiten, die damit verbundenen Fragen zu erörtern und mit den Schülerinnen und Schülern eine individuelle und realistische Anschlussperspektive zu entwickeln.
Unser Ziel ist es nicht nur, die Schülerinnen und Schüler mit ihren individuellen Fähigkeiten zum bestmöglichen Abschluss zu führen, sondern sie durch die Vermittlung und die Förderung von Schlüsselkompetenzen, von praktischen und berufsbezogenen Kompetenzen und durch die Förderung ihrer Persönlichkeitsentwicklung zur eigenverantwortlichen und mündigen Teilhabe am beruflichen und wirtschaftlichen Leben zu befähigen.
Die Umsetzung der Landesinitiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“ an der Gesamtschule Much trägt dazu bei, den Schülerinnen und Schülern eine reflektierte, überlegte und gut vorbereitete berufliche Zukunft zu ermöglichen.
Die graphische Darstellung der Standardelemente zeigt den prozesshaften Charakter
der Berufs- und Studienorientierung im Rahmen der Landesinitiative auf.
Berufsorientierung in den Jahrgangsstufen der Gesamtschule Much
Jahrgänge 5 und 6: Entdeckung und Entwicklung praktischer Fähigkeiten
Wir fördern die Schülerinnen und Schüler nicht nur kognitiv, sondern auch in praktischen Bereichen. In den Fächern Hauswirtschaft und Technik werden handwerkliche Fertigkeiten eingeübt und gefördert.
Die Produktion und der Verkauf von Waren für den Weihnachtsmarkt haben einen klaren Bezug zur realen Berufswelt.
Wir leben in einer Welt und tragen Verantwortung für unsere Mitmenschen. Der Soziale Tag macht den Kindern diese Tatsache deutlich.
Jahrgang 5+6 zusammengefasst:
praktische Fähigkeiten und Fertigkeiten werden in den Fächern Hauswirtschaft, Technik und Kunst entdeckt und entwickelt
Projekt Weihnachtsmarkt: Schüler*innen stellen Produkte für den Weihnachtsmarkt her und verkaufen diese
Sozialer Tag: Schüler*innen suchen sich eine außerschulische Tätigkeit und spenden den Erlös einem guten Zweck
Jahrgang 7: Erweiterung des Berufsspektrums – typische Männer- bzw. Frauenberufe kennenlernen
Die Berufswahl ist oft eingeschränkt von bestimmten Vorstellungen. Wir wollen das Berufsspektrum der Schülerinnen und Schüler erweitern, indem wir ihnen die Möglichkeit geben, in Berufe hinein zu schnuppern, die eher dem anderen Geschlecht zuzuordnen sind.
Im Fach Wirtschaft-Politik der Jahrgangsstufe 7 greifen wir deshalb das Thema „Gender“ auf, erarbeiten dieses und sensibilisieren dadurch die Schülerinnen und Schüler. Anschließend erfolgt eine verpflichtende Teilnahme am Girls Day und Boys Day.
In Zusammenarbeit mit unserem KURS-Partner der Raiffeisenbank Much werden die
Schülerinnen und Schüler über die historische Entwicklung und die Bedeutung des Geldes informiert.
Im Physikunterricht finden erste Betriebsbesichtigungen bei unserem Kurs-Partner Plarad statt.
Jahrgang 7 zusammengefasst:
Teilnahme am Girls- und Boys-Day
Der Umgang mit Geld: früher und heute (Präsentation der Raiffeisenbank)
Betriebsbesichtigungen innerhalb des Fachunterrichts Physik
Jahrgang 8: Analyse meiner Fähigkeiten und erste Berufserkundungen
In diesem Jahrgang werden die individuellen Stärken jedes Einzelnen festgestellt und es werden unterschiedliche Berufe erkundet.
Informationsabend:
Zu Beginn der Jahrgangsstufe 8 werden die Eltern und die Schülerinnen und Schüler über das schulinterne Konzept der Berufs- und Studienorientierung und über die Standard- elemente der Landesinitiative informiert.
Potenzialanalyse:
Die Potenzialanalyse ist eines der Standardelemente der Berufsorientierung und findet für jede Klasse der Jahrgangsstufe 8 in der Projektwoche vor den Herbstferien statt. Sie wird von einem zuvor ausgewählten Bildungsträger mit fachkompetenten Mitarbeitern durchgeführt.
Die Potentialanalyse bietet anhand unterschiedlicher Testverfahren (Problemlöse- kompetenz, Fähigkeit zur Sachanalyse, rechnerisches Denken) die Möglichkeit, die Stärken der Schülerinnen und Schüler zu ermitteln. Es werden die Bereiche herausgestellt, in denen gute Ergebnisse erzielt wurden.
Die Ergebnisse werden individuell ausgewertet und mit den Schülerinnen und Schülern sowie mit ihren Eltern besprochen. So wird gewährleistet, dass die Jugendlichen eigene Stärken erkennen und in ihre beruflichen Entscheidungen einbeziehen können. Die Ergebnisse werden im Berufswahlpass dokumentiert.
Schnupperpraktikum:
Im Rahmen der Projektwoche mit Potenzialanalyse und Auswertungsgesprächen führen die Schülerinnen und Schüler ein Schnupperpraktikum in den Arbeitsstätten ihrer Eltern durch. An diesem Praxistag erhalten sie die Gelegenheit, in die Arbeitswelt „hinein zu schnuppern“ und bereits ein erstes Berufsfeld zu erkunden.
Berufsfelderkundung:
Auch die Berufsfelderkundungstage gehören zu den Standardelementen und bauen auf die Ergebnisse der Potenzialanalyse auf. Die Schülerinnen und Schüler sollen nun Berufe in unterschiedlichen Berufsfeldern kennenlernen. Hilfe bei der Suche nach einem geeigneten Praktikumsplatz bekommen die Schülerinnen und Schüler durch die Klassenlehrer*innen und die Fachlehrer*innen des Faches Wirtschaft-Politik. Außerdem können sie das von der Kommunalen Koordinierungsstelle zur Verfügung gestellte Buchungsportal für Berufsfelderkundungen, u.a. für den Rhein-Sieg-Kreis, zur Unterstützung heranziehen.
Die Erfahrungen, die durch die Berufsfelderkundung gesammelt werden, werden im Fach Wirtschaft-Politik und im Rahmen der halbjährlich stattfindenden Schüler*innensprechtage reflektiert und für die weitere Entwicklung genutzt. Bei diesen Beratungen wird Wert darauf gelegt, den Fokus auch auf geschlechteruntypische Berufe zu lenken. Hier wird auf die Erfahrungen, die im Jahrgang 7 beim Girls Day und Boys Day gewonnen werden konnten, angeknüpft. Für Dokumentationszwecke wird wieder der Berufswahlpass genutzt. Des Weiteren wird der schulinterne Schullaufbahnbegleiter eingeführt, der es ermöglicht, eine adäquate Laufbahnberatung durchzuführen. Dieses Instrument begleitet die Schülerinnen und Schüler bis zur Jahrgangsstufe 10, so dass die Leistungsentwicklung halbjährlich in den Blick genommen werden kann.
Wirtschaft-Politik:
Theoretisch werden die praktischen Phasen durch das Fach Wirtschaft-Politik untermauert. Die Grundlagen wirtschaftlichen Handelns stehen hier im Fokus.
Jahrgang 8 zusammengefasst:
Information über die Berufsorientierung an unserer Schule
Einführung des Berufswahlpasses (BWP)
Durchführung der Potentialanalyse (1. Halbjahr)
Auswertung der Potentialanalyse und erste Beratungsgespräche
Projektwoche zur Stärkung der Persönlichkeit und Förderung der sozialen Kompetenzen (Termin: eine Woche vor den Herbstferien)
Schnupperpraktikum
Deutschunterricht: Anschreiben und Lebenslauf verfassen
halbjährlich stattfindende Schüler*innensprechtage
Durchführung der Berufsfelderkundungen, Termine: Ende Januar, Ende April, Juni
Auswertung und Nachbereitung der Berufsfelderkundungen
Informationsveranstaltung durch die Agentur für Arbeit
Einführung in die Nutzung der Medien der Berufsberatung
Beratung durch die Jugendberufshilfe
Beratung im Berufsorientierungsbüro der Schule
Praktikumsausstellung: der Jahrgang 8 informiert sich beim Jahrgang 9 über die absolvierten Praktika
Jahrgang 9: Berufsalltag kennenlernen und Berufseinstieg vorbereiten
Betriebspraktikum:
Im Jahrgang 9 findet das dreiwöchige Betriebspraktikum als weiteres Standardelement statt. Die Schülerinnen und Schüler lernen so unmittelbar betriebliche Strukturen und Arbeits- abläufe kennen. Die Auswahl der Praktikumsstellen orientiert sich an den Ergebnissen der bisherigen Beratungspraxis. So ist ein nachvollziehbarer Bezug zu den bisherigen Erfahrungen und Erkenntnissen der Schülerinnen und Schüler gegeben und eine realistische und individuelle Anschlussperspektive möglich. Die Erfahrungen, die im Praktikum gesammelt wurden, werden im Berufswahlpass dokumentiert und im Unterricht reflektiert. Die Betreuer*innen in den Betrieben geben den betreuenden Lehrkräften mittels eines Fragenkatalogs eine qualifizierte und detaillierte Rückmeldung.
Berufswahlmesse:
Die Gesamtschule Much hat in Kooperation mit Much Marketing eine schulinterne Berufswahlmesse etabliert. Im Gegensatz zu den außerschulisch angebotenen Berufswahlmessen bietet diese für unsere Schülerinnen und Schüler entscheidende Vorteile. So sind die angebotenen Berufswahlmessen aus dem recht ländlich gelegenen Much für die Schülerinnen und Schüler häufig schlecht erreichbar. Zudem ist es gerade in einer solchen Gegend von entscheidender Bedeutung, Angebote von ortsansässigen Unternehmen zu erhalten. Diese wiederum erhoffen sich, durch die Veranstaltung zukünftige Auszubildende aus der Region ansprechen zu können. Folglich wird das Konzept von allen Beteiligten sehr positiv bewertet.
Die Berufswahlmesse wird stets in der ersten Woche nach den Weihnachtsferien durchgeführt. Im Jahr 2024 nahmen insgesamt 33 Unternehmen und Arbeitgeber aus der Region an der Berufsmesse teil. Die Unterstützung durch Much Marketing umfasst die Kontaktaufnahme und Koordination der teilnehmenden Unternehmen sowie die Übernahme des Caterings, wodurch eine angenehme Atmosphäre für alle Beteiligten gewährleistet wird.
Am Vormittag stehen die Unternehmen, Arbeitgeber sowie auch Vertreter der Universitäten den Schülerinnen und Schüler der Oberstufe für ein Speed-Dating mit einem intensiven Austausch zur Verfügung, anschließend findet noch eine Berufsmesse mit weiterer Möglichkeit der individuellen Information statt. Für das Speed-Dating erfolgt im Vorfeld eine Online-Abfrage, um die Interessen und Bedarfe zu ermitteln und entsprechend zu koordinieren.
Der Nachmittag ist der Jahrgangsstufe 9 gewidmet. Den Schülerinnen und Schülern wird bereits im Vorfeld eine Übersicht aller teilnehmenden Unternehmen und Arbeitgeber zur Verfügung gestellt, aus der sie die jeweiligen Ausbildungsgänge und die entsprechenden Voraussetzungen entnehmen können. Die Übersicht wird zudem im Rahmen des Unterrichts (hier nur Klasse 9) gesichtet und erörtert. Des Weiteren wird den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein Fragebogen ausgehändigt, welcher ihnen als Leitfaden für die anstehenden Gespräche dient. Dieser beinhaltet unter anderem die Frage: "Welche Berufe können bei Ihnen erlernt werden? In welchen Bereichen erfolgt die praktische Ausbildung? Welche besonderen Qualifikationen sind erforderlich? Welchen Schulabschluss erwarten Sie? Bis zu welchem Zeitpunkt ist eine Bewerbung für einen Ausbildungsplatz einzureichen? Gibt es noch etwas, das Sie mir mitteilen möchten, auch wenn ich es nicht gefragt habe?“
Im Anschluss an den Rundgang, welcher den Schülerinnen und Schülern der Klasse 9 einen ersten Überblick über die Unternehmen verschafft, wird ihnen die Aufgabe erteilt, mit mindestens vier für sie besonders interessant erscheinenden Unternehmen mithilfe des Fragenkataloges näher in Kontakt zu kommen. Die Schülerinnen und Schüler gewinnen auf der Berufswahlmesse zahlreiche Einblicke in verschiedene Berufsfelder, die ihnen vor dem Besuch der Veranstaltung nicht bekannt waren. Die Berufswahlmesse zeichnet sich durch ein vielfältiges Ausstellungs- und Informationsmaterial sowie durch Vorträge aus, welche von Auszubildenden gehalten werden. Dadurch wird den Besuchern ein zielführendes Erlebnis ermöglicht.
Auch Schülerinnen und Schülern des Jahrgangs 10, die bis zu diesem Zeitpunkt noch keinen Anschluss gefunden haben, wird der Besuch der Berufswahlmesse ermöglicht. Gerade diese Schülerinnen und Schüler sind hoch motiviert, die sich ihnen bietenden Chancen zu nutzen.
Tag der offenen Tür – Ausstellung:
Die Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 9 präsentieren ihre Praktikumserfahrungen am Tag der offenen Tür. Nicht nur die Besucher des Tags der offenen Tür besuchen diese Ausstellung, sondern auch die Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 8. Mittels eines Fragebogens tauschen sich die Jugendlichen über ihre Praktikumserfahrungen aus.
Langzeitpraktikum:
Schülerinnen und Schüler, die voraussichtlich keinen Abschluss erreichen werden, können ein Langzeitpraktikum absolvieren, um so eventuell eine Ausbildungsstelle zu erlangen und um sie für die weitere schulische Arbeit zu motivieren.
Praxiskurse:
Praxiskurse sind für die Schülerinnen und Schüler, die zusätzlichen Förderbedarf haben, ein geeignetes Instrument, um die Arbeitswelt weiter kennenzulernen und geeignete Perspektiven für den weiteren Lebensweg zu finden. Ziel ist es, die Ausbildungsreife der Schülerinnen und Schüler zu fördern und ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern, um so einen Übergang in einen Ausbildungsberuf anzubahnen.
Anschlussvereinbarung:
Im zweiten Halbjahr werden während der Schüler*innensprechtage Anschluss- vereinbarungen getroffen. Diese Vereinbarungen werden im Jahrgang 10 reflektiert und angepasst.
Wirtschaft-Politik:
Auch in diesem Jahrgang werden die praktischen Phasen wieder theoretisch untermauert. Die Arbeit am Berufswahlpass wird fortgeführt, eine Praktikumsmappe erstellt sowie die Berufswahlmesse vorbereitet. Außerdem werden Vorstellungsgespräche simuliert, Einstellungstests durchgeführt und die Rechte und Pflichten eines Arbeitnehmers werden in den Mittelpunkt gestellt.
Jahrgang 9 zusammengefasst
Fortführung der Arbeit am Berufswahlpass
Informationsveranstaltungen über Angebote weiterführender Schulen und deren Abschlüsse
Mehrwöchiges Betriebspraktikum
Erstellung einer Praktikumsmappe
Berufswahlmesse
Praktikumsausstellung: Informationen für den zukünftigen Jahrgang 9
Wirtschaft-Politik: Arbeit mit „Beruf aktuell“ und „Mach´s richtig“
Aufbau und Strukturen von Unternehmen, Rechte und Pflichten als Arbeitnehmer sowie unterschiedliche Arbeitsverhältnisse stehen im Vordergrund
Bewerbungstraining im Fach Arbeitslehre/Wirtschaft
Einstellungstests durchführen
Vorstellungsgespräche simulieren und digital aufnehmen
Besuch von Informationsveranstaltungen (Regionale/Handwerkskammer etc.)
Besuche der Berufskollegs
Individuelle Berufsberatung durch das Arbeitsamt, das Berufsorientierungsbüro und die Jugendberufshilfe
Durchführung der Schüler*innensprechtage (Klassenlehrer*innenteam)
Anschlussvereinbarungen werden getroffen
Jahrgang 10: Übergänge gestalten: Schule – Beruf oder Schule – Studium
In diesem Jahrgang werden Übergänge gestaltet. Für einen Teil der Schülerschaft steht der Einstieg ins Berufsleben im Vordergrund und für den anderen Teil wird der Übergang in die gymnasiale Oberstufe vorbereitet.
Informationsveranstaltungen:
Das Spektrum an weiterführenden Schulen ist groß und die Besuche von Berufskollegs und Berufsinformationsveranstaltungen sind ebenso wichtig, wie die Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler auf Vorstellungsgespräche und Einstellungstests. Die Frage nach der Notwendigkeit des Abiturs für den jeweiligen Berufswunsch muss geklärt sein. Ebenso muss reflektiert werden, ob das Ziel Abitur zu realisieren ist. Der Besuch von Informationsveranstaltungen und die Beratung durch geschulte Fachkräfte stehen hier im Fokus.
Praxiskurse und Langzeitpraktikum:
Schülerinnen und Schüler mit erhöhtem Förderbedarf können über weitere Praxiskurse oder Langzeitpraktika ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern.
Wirtschaft-Politik:
Das Bewerbungstraining, das in Jahrgang 8 im Deutschunterricht thematisiert und im Jahrgang 9 im Fach Wirtschaft-Politik behandelt wurde, wird erneut aufgegriffen und konkretisiert. Außerdem geht es um die Themen Globalisierung und Wirtschaft.
Jahrgang 10 zusammengefasst
Fortführung Arbeit am Berufswahlpass
Informationen über Angebot der weiterführenden Schulen und deren Abschlüsse
Informationen über Studiengänge und ihre Voraussetzungen
Individuelle Berufsberatung durch die Agentur für Arbeit, Jugendberufshilfe, Berufseinstiegsbegleitung, BOB-Büro, Klassenlehrer*innen und Sozialpädagoginnen
Globalisierung und Wirtschaft: Verantwortung übernehmen als Teil der Weltgemeinschaft
Betriebsbesichtigungen innerhalb des Fachunterrichts
Durchführung der Schüler*innensprechtage (Klassenlehrer*innenteam)
Anschlussvereinbarungen werden getroffen
Jahrgangsübergreifend 8-10
Berufswahlpass:
An der Gesamtschule Much wird der Berufswahlpass als Portfolioinstrument genutzt und nach der Durchführung der Potentialanalyse in der Jahrgangsstufe 8 eingeführt. Er dient dazu, den individuellen Entwicklungs- und Orientierungsprozess im Rahmen der Berufs-orientierung der Schülerinnen und Schüler zu begleiten und zu dokumentieren.
Vorrangig liegt die Verantwortlichkeit der Arbeit mit dem Berufswahlpass bei den Klassenlehrer*innen und den Fachlehrer*innen des Faches Wirtschaft-Politik sowie bei den Beratungslehrer*innen in der Sekundarstufe II.
Die Erziehungsberechtigen werden in die Portfolioarbeit eingebunden. Sie werden auf der Klassenpflegschaftssitzung der Klasse 8 über den Berufswahlpass und die Arbeit mit diesem informiert und beispielsweise bei den Elternsprechtagen über den Stand der beruflichen Orientierung ihres Kindes in Kenntnis gesetzt.
Die Klassenlehrer*innen überprüfen den Berufswahlpass u.a. im Rahmen der Schüler*innensprechtage auf Vollständigkeit und Sorgfältigkeit und nutzen ihn als Gesprächsgrundlage für zukünftige Planungen im Rahmen der Berufsorientierung.
Insbesondere im Fach Wirtschaft-Politik wird das Portfolioinstrument dann regelmäßig zur unterrichtlichen Arbeit genutzt.
Inhaltlich geht es dabei einerseits insbesondere um die Ausbildung eines eigenen Kompetenzprofils, z.B. durch Selbst- und Fremdeinschätzungen, welches immer wieder überprüft, reflektiert und angepasst werden kann. Mit Hilfe dieses Kompetenzprofils können zu absolvierende Praktika ausgewählt sowie weitere Schritte für die berufliche Zukunft geplant und abgeleitet werden. Zudem bietet der Berufswahlpass die Möglichkeit der Vor- und Nachbereitung von Praktika und gibt Hilfen bei der Erstellung von Bewerbungsunterlagen. Zusätzlich können Termine bei der Berufsberatung von der Agentur für Arbeit vor- und nachbereitet werden.
Auf der anderen Seite kann der Berufswahlpass als Ablage von Zertifikaten und Bescheinigungen genutzt werden, wodurch ebenfalls der individuelle berufliche Entwicklungsprozess dokumentiert werden kann.
Schüler*innensprechtage:
Bei den regelmäßig stattfindenden Schüler*innensprechtagen reflektieren die Schülerinnen und Schüler im Gespräch mit ihren Klassenlehrer*innen ihr berufliches Selbstkonzept anhand ihrer bereits gemachten beruflichen Erfahrungen; sie gleichen diese mit ihren Wünschen und Erwartungen ab und können so entscheiden, ob eine Kurskorrektur vonnöten ist oder ob die Richtung stimmt.
Das Konzept der Schülersprechtage ist seit etlichen Jahren in den entsprechenden Jahrgangsstufen an unserer Bildungsinstitution etabliert. Einmal pro Halbjahr findet ein Gespräch zwischen den Schülerinnen und Schülern und ihrer Klassenleitung statt, in dem mögliche Zukunftsperspektiven erörtert und die hierzu erforderlichen Schritte festgelegt werden. Im Rahmen der Schülersprechtage wird den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit geboten, sich mit ihrer eigenen Person, ihren Zielen und den dazu erforderlichen Schritten auseinanderzusetzen.
Im Jahr 2022 wurde zur nachhaltigen Unterstützung der Beratungsgespräche der Schullaufbahnbegleiter eingeführt. Dieses Dokument bietet zunächst einen klaren Überblick über alle an der Gesamtschule zu erreichenden Abschlüsse sowie die dazugehörigen Voraussetzungen, insbesondere hinsichtlich der Anzahl der Erweiterungskurse und der erforderlichen Noten. Zudem werden etwaige Ausgleichsmöglichkeiten dargelegt. Auf diese Weise soll gewährleistet werden, dass die Schülerinnen und Schüler stets über die erforderlichen Bedingungen informiert sind. Im Rahmen der Beratungsgespräche werden die Noten und Kurse, beginnend mit dem 1. Halbjahr der Klasse 8 bis zum 1. Halbjahr der Klasse 10, in den Schullaufbahnbegleiter eingetragen. Im Rahmen der Gespräche werden sowohl Ziele als auch Prognosen formuliert. Im Falle einer Zielverfehlung aufgrund der aktuellen Leistungsfähigkeit werden den Schülerinnen und Schülern alternative Möglichkeiten aufgezeigt. Die Schülerinnen und Schüler sind somit in der Lage, sowohl ihre Anstrengungen zu optimieren als auch alternative Optionen für ihren beruflichen Werdegang zu identifizieren. Die übersichtliche Gestaltung ermöglicht den Schülerinnen und Schülern, ihre schulische Entwicklung stets im Auge zu behalten. Die notwendige Unterschrift der Erziehungsberechtigten gewährleistet, dass auch diese jedes Halbjahr über den Stand und die Möglichkeiten ihres Kindes informiert sind. Auf diese Weise können auch sie die notwendige Unterstützung und Beratung auf Basis der vorliegenden Daten leisten. Selbstverständlich besteht für die Schülerinnen und Schüler auch außerhalb der Schülersprechtage stets die Möglichkeit, sich in beruflicher Hinsicht von ihren Lehrkräften oder den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Agentur für Arbeit beraten zu lassen.
Zusammenarbeit mit Eltern/ Erziehungsberechtigten:
Eltern spielen in allen Phasen der Beruflichen Orientierung eine wichtige Rolle. Im besten Fall unterstützen sie ihre Kinder und arbeiten eng mit der Schule zusammen. Im Sinne einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus werden die Schülerinnen und Schüler motiviert, sich z.B. im Rahmen des Schnupperpraktikums oder bei von Eltern organisierten Betriebserkundungen zunächst auch im direkten familiären Umfeld zu informieren und Einblicke in die Berufswelt zu bekommen. Für die Eltern eröffnet sich damit eine neue Perspektive auf ihr Kind, das sich erstmalig in einem professionellen Umfeld bewegt und agiert, sodass den Eltern vorhandene Potentiale und mögliche Entwicklungsfelder noch einmal anders bewusst werden und sie ihr Kind in Abstimmung mit der Schule entsprechend fördern und fordern können.
Aber auch die Suche nach passenden Angeboten für die BFE-Tage und das Betriebspraktikum ist mit Unterstützung der Eltern sehr viel einfacher und auch Erfolg versprechender. Damit all dies gut funktioniert, werden die Eltern ab Klasse 7 regelmäßig z.B. auf Pflegschaftsabenden über anstehende Aktionen im Bereich der beruflichen Orientierung informiert. Auch auf der Homepage der Schule gibt es häufig Berichte über Aktionen oder bevorstehende Termine.
Für die Eltern besteht jederzeit die Möglichkeit, an den Entwicklungs- und Beratungsgesprächen im Zuge des Berufsorientierungsprozesses teilzunehmen oder eigene zusätzliche Termine zu vereinbaren. So ist gewährleistet, dass in Absprache mit dem Elternhaus, je nach individuellem Grad an Berufswahlkompetenz und persönlicher Reife, die nötige Balance zwischen Unterstützung und Eigenverantwortlichkeit gefunden werden kann.
Berufsberatung:
Im Jahrgang 9 konkretisiert sich der weitere schulische bzw. berufliche Ausbildungsweg. Der Gesamtschule Much stehen zur Zeit zwei Berufsberater*innen der Arbeitsagentur Siegburg/Bonn zur Verfügung, die ihre Sprechzeiten parallel abhalten können. Zusätzlich wird die Gesamtschule Much von Mitarbeitern der Jugendberufshilfe und der Berufseinstiegshilfe unterstützt.
Die Agentur für Arbeit begleitet die berufliche Orientierung durch individuelle Beratungsangebote als auch durch berufsorientierende Veranstaltungen. In der Praxis führt sie ein Mal in der Woche Einzelberatungen in der Schule durch, unterstützt bei der Ausbildungsvermittlung, führt im schuleigenen Informatikraum die Schülerinnen und Schüler je nach Bedarf in den Umgang mit OnlineAngeboten des Berufsinformationszentrum ein, stellt weitere Medienangebote ( berufskundliche und berufswahlvorbereitende Printmedien ) vor und unterstützt in den schulischen Veranstaltungen, in denen die Eltern z.B. über die Ausbildungsangebote an den Berufskollegs informiert werden.
Die Berufseinstiegsbegleiter unterstützen die förderungsbedürftigen Schülerinnen und Schüler dabei, den Weg in den Beruf zu schaffen und ihre Ziele aus eigener Kraft zu er- reichen. Sie helfen bei der Erstellung von Bewerbungsunterlagen, der Vermittlung von Praktika und bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Daher finden sehr regelmäßig – teilweise wöchentlich- Beratungen statt. Die Schülerinnen und Schüler werden ebenfalls in den ersten Monaten der Ausbildung von unseren Berufseinstiegsbegleitern weiter begleitet.
KURS-Partner:
Die Gesamtschule Much arbeitet bereits seit vielen Jahren mit der Firma Plarad (Maschinenfabrik im Bereich der Schraubtechnik), dem Regionalcenter Much der VR Bank RheinSieg und dem Azurit Seniorenzentrum in Much zusammen. Die Zusammenarbeit mit diesen Unternehmen mündet konkret in jeweiligen KURS-Lernpartnerschaften, die auf der Basis fester Vereinbarungen ihre Ausgestaltung in regelmäßigen Aktivitäten finden. Z.B.:
- Zu unterschiedlichen Inhalten des Faches Physik werden Betriebserkundungen bei der Firma Plarad vereinbart. Schülerinnen und Schüler haben vor Ort Gelegenheit, nach theoretischen Einführungen in praktischen Anwendungen Schraubensysteme auszuprobieren und fachbezogenen Fragestellungen nachzugehen. Am „Tag des Windes“ ( 2019 ), an dem sich alles um Windenergie drehte, besuchte Plarad unsere Schule und ermöglichte mit ihrem Kooperationspartner EnergieAgentur.NRW den Schülerinnen und Schülern nach diversen Vorträgen u.a. Luftstrommessungen durchzuführen und für Windkraftanlagen benötigte Schraubenverbindungen herzustellen.
- In regelmäßigen Veranstaltungen, die im Fach Wirtschaft-Politik in unserer Schule stattfinden, geben Mitarbeiter der VR-Bank Rhein-Sieg Einblicke in das Thema „Geld“. „Welche Arten von Konten gibt es?“, „Wie eröffne ich ein Konto ?“, „Wie funktioniert Online- Banking ?“ sind Fragestellungen, die mit den Schülerinnen und Schülern erörtert werden.
- Im Azurit Seniorenzentrum wird es den Schülerinnen und Schülern ermöglicht, praktische Pflegeübungen durchzuführen und den Beruf des Altenpflegers genauer kennenzulernen.
Schülerinnen und Schüler haben bei diesen Unternehmen die Gelegenheit, in Praktika die Unternehmen kennenzulernen. In der Jahrgangsstufe 8 sind Berufsfelderkunden möglich, Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 9 können dort ihr Betriebspraktikum durchführen und erhalten die Möglichkeit, in eine Ausbildung einzutreten. Alle drei Unternehmen sind bei der Berufswahlmesse regelmäßig präsent und nutzen die Gelegenheit, Kontakte mit den Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 9 zu knüpfen.
Zu erreichende Ziele/ Kompetenzen der einzelnen Berufsorientierungselemente[1]
Erwerb von Schlüsselkompetenzen:
Sach- und Fachkompetenz
Selbstkompetenz
Methodenkompetenz
Soziale Kompetenz
Handlungskompetenz
Urteilskompetenz
Berufswahlpass:
Die Schülerinnen und Schüler
erkennen eigene Kompetenzen und entwickeln ein berufsbiografisches
Selbstkonzept
erhalten einen Überblick über den Prozess der Beruflichen Orientierung und
dokumentieren dessen zentrale Inhalte
entdecken ihre Stärken, Interessen, Fähigkeiten und Ressourcen
formulieren eigene Interessen, Neigungen, Wünsche und Ziele
reflektieren Erfahrungen, Ergebnisse und Erkenntnisse
bearbeiten Inhalte des Portfolioinstruments zunehmend selbstständig und
strukturieren ihre Lernerfahrungen
übernehmen Verantwortung für ihre berufliche Orientierung
entwickeln eine Berufswahlkompetenz
dokumentieren die Erfahrungen in den einzelnen Standardelementen
Potenzialanalyse:
Die Schülerinnen und Schüler
werden in ihrer Selbst- und Fremdreflexion gefördert
entdecken ihre Stärken und Potenziale im Hinblick auf die Lebens- und Arbeitswelt
Berufsfelderkundung:
Die Schülerinnen und Schüler
bekommen erste praxisnahe Einblicke in die Arbeitswelt, die auf die bisherigen Ergebnisse ihres individuellen Prozesses der Beruflichen Orientierung abgestimmt sind
lernen berufliche Tätigkeiten exemplarisch in mindestens drei Berufsfeldern kennen, informieren sich über die Berufsfelder und erweitern ihr Berufsspektrum
reflektieren mit Bezug zum Ergebnis der Potenzialanalyse ausgewählte Stärken und Fähigkeiten, Interessen und Neigungen durch reale betriebliche Erfahrungen
Betriebspraktikum:
Die Schülerinnen und Schüler
entwickeln ein zeitgemäßes Verständnis für die Arbeitswelt sowie für technische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Zusammenhänge
schätzen ihre Eignung für bestimmte Tätigkeiten realistischer ein
entdecken ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt
vertiefen bzw. korrigieren ihre Berufsvorstellung
erkennen die Bedeutung von Schlüsselqualifikationen und entwickeln sie weiter
dokumentieren und reflektieren ihre Praktikumserfahrungen und konkretisieren ihre Ausbildungs- und Studienwahl
Praxiskurse:
Die Schülerinnen und Schüler
erlangen Praxiswissen in dem gewählten Berufsfeld
erkennen Anwendungsbezüge zwischen dem Unterricht und den
Aufgabenbeispielen aus der Arbeitswelt
benutzen ihr fachbezogenes theoretisches Wissen und erstellen ein Arbeitsprodukt
reflektieren ihre Entscheidungen für den ausgewählten Beruf
Langzeitpraktikum:
Die Schülerinnen und Schüler
stärken ihre Motivation für den weiteren Schulbesuch und das Erreichen eines Schulabschlusses
verbessern ihre Chancen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt
gleichen berufliche Anforderungen mit individuellen Stärken und Schwächen ab
Beratung:
Die Schülerinnen und Schüler
sollen aktiv und eigenverantwortlich ihre Bildungsbiografie und Berufsbiografie gestalten
tauschen sich mit Lehrkräften und ggf. anderen Akteuren und ihren Eltern über den Prozess der Beruflichen Orientierung aus
stellen ihren bisherigen Prozess der Beruflichen Orientierung reflektiert dar und formulieren weiterführende Schritte
sollen Klarheit über ihre eigenen Ziele bekommen und die eigenen Ressourcen erkennen und mobilisieren
werden aktiv in die Planung und Gestaltung des eigenen Prozesses der Beruflichen Orientierung eingebunden
erwerben zunehmend Fach- und Urteilskompetenz sowie Handlungs- und
Entscheidungsfähigkeit, um ihren Übergang von der allgemeinbildenden Schule selbstverantwortlich und zielbewusst zu gestalten und diese im Sinne einer
allgemeinen Berufswahlkompetenz für weitere Übergänge und Veränderungen in der Berufsbiografie nutzen zu können
stärken ihr selbstverantwortliches Lernen
entwickeln nachhaltig ihre Ausbildungsreife
[1] Die Ziele der einzelnen Berufsorientierungsphasen sind aus dem Handbuch zur Landesinitiative „Kein Abschluss ohne Anschluss – Übergang Schule-Beruf in NRW. Handbuch zur Umsetzung der Standardelemente und Angebote“ entnommen worden.